Meinung

Hitler-Vergleich darf nicht geduldet werden

Stephan Schmidt
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Von Stephan Schmidt
| 12.06.2021 10:51 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Das Ratsmitglied Silvia Lübcke (Die Basis) stellte in einem Facebook-Post Kanzlerin Angela Merkel in eine Reihe mit Adolf Hitler. Das ist ein Skandal, für den es keinen Freifahrtschein geben darf.

Es gab einmal eine Zeit, da kannte man Tabus im Umgang miteinander. Vergleiche mit dem Nationalsozialismus gehörten dazu. Doch die Grenzen des Sagbaren verschieben sich in Zeiten von Social Media. Und so werden unsägliche Äußerungen immer häufiger achselzuckend, ja gleichgültig hingenommen. Als sei die Verrohung des Umgangs in der Ära des Internets ein Naturgesetz.

Doch das sollte nicht so sein. Das zu verhindern, daran sollten möglichst viele mitwirken. Es gilt klar zu sagen: Hier ist eine Grenze überschritten worden. Es müssen Konsequenzen gezogen werden.

Bislang gab es keine öffentliche Entschuldigung

Das Posting des Auricher Ratsmitglieds Silvia Lübcke (Die Basis) bei Facebook ist so ein Fall. Da kann man nichts beschönigen: Angela Merkel in eine Reihe mit Adolf Hitler zu stellen, ist nicht nur ungehörig. Es ist ein Skandal. Denn es vergleicht eine demokratisch gewählte Kanzlerin mit dem womöglich größten Verbrecher der Menschheitsgeschichte. Es relativiert die Gräueltaten des Dritten Reichs, darunter den Holocaust, den Mord an sechs Millionen Juden, der untrennbar mit dem Namen Hitlers verbunden ist.

Eine solche Entgleisung verlangt zumindest eine öffentliche Entschuldigung. Darauf hat Silvia Lübcke bis jetzt verzichtet. Sie räumte – erst auf Nachfrage der ON – ein, dass Merkel vielleicht nicht in die Reihe der Diktatoren gehöre. Angemessen ist auch nicht die Reaktion der Gruppe GFA/Lübcke. Deren Vorsitzender Hans-Gerd Meyerholz nahm sie in Schutz. So einen Freifahrtschein sollte es nicht geben. Damit macht man es sich zu einfach.

Perfide Methode insbesondere der Corona-Verharmloser

Silvia Lübcke ist keine Privatperson. Sie ist eine gewählte Politikerin. Sie muss wissen, was sie tut. In ihrer neuen Partei, Die Basis, will sie weiter in der Politik mitmischen. In dieser Partei gibt es Kräfte, die die Präventions-Maßnahmen der Bundesregierung als „Corona-Diktatur“ schmähen. Lübcke ist aus Protest gegen die Pandemie-Politik aus der CDU ausgetreten. Dass Merkel in einem ihrer Postings zur Zielscheibe wurde, ist kein Zufall.

Es ist eine perfide Methode, insbesondere der Corona-Verharmloser, die Bundesrepublik gedanklich in die Nähe des Nazi-Regimes zu rücken. Diese geschmacklose Geschichtsvergessenheit sollte nicht geduldet werden.

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