Trier (dpa)

Sogar Weinproben gehen jetzt auch digital

Birgit Reichert, dpa
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Von Birgit Reichert, dpa
| 28.03.2020 10:22 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Gemeinsam beim Winzer Wein verkosten - das geht wegen Corona aktuell nicht mehr. In etlichen Weinregionen kommt der Winzer daher jetzt virtuell vorbei: mit einer Online-Weinprobe.

In Zeiten von Corona wird vieles über das Internet angeboten - Schulunterricht, Yogaklassen und Tanzkurse. Jetzt kommt noch ein neues Angebot für Zuhause am Computer oder Laptop dazu: die digitale Weinprobe.

Zahlreiche Winzer in verschiedenen Weinbauregionen Deutschlands bieten sie jetzt ihren Kunden an, weil diese wegen der Corona-Pandemie nicht mehr persönlich zum Probieren beim Weingut vorbeikommen können. „Man ist da momentan sehr kreativ und sehr rührig“, sagt der Sprecher des Deutschen Weininstituts in Bodenheim bei Mainz. Gute Beispiele für Online-Verkostungen gebe es bereits aus Baden-Württemberg, Franken, Sachsen und von der Mosel.

Und wie geht das? Ansgar Schmitz, Geschäftsführer des Vereins Moselwein, erklärt: Grundsätzlich bestellen die Kunden Probierpakete und verabreden sich zu einer bestimmten Uhrzeit virtuell mit ihrem Winzer. Dieser stellt dann die Weine per Livestream übers Internet vor. „Jeder probiert in seinen vier Wänden, aber dennoch gemeinsam mit anderen Weinfreunden und dem Winzer“, sagt Schmitz.

Bei den Online-Weinproben gibt es Varianten. Franz und Esther Melsheimer vom Klosterhof Siebenborn bei Maring-Noviand (Kreis Bernkastel-Wittlich) zum Beispiel packen in ihr Paket 13 Weine in Viertelliter-Fläschchen plus ein Video, das sie eigens gedreht haben. Darin erklären sie jeden Wein. Dass es nicht live ist, hat auch einen Vorteil, wie Franz Melsheimer sagt: „Es ist möglich, die Probe über mehrere Abende zu strecken.“

Winzer Michael Biewers aus Tawern-Fellerich an der Obermosel bietet verschiedene Sets zum Probieren an, die man bestellen kann. Auf Facebook kommentiert er dann bei einer digitalen Weinprobe die Tropfen in einem Livestream. „Wir haben eine gute Resonanz und sind fleißig am Paket packen“, sagt er.

Auch Ernie Loosen vom Weingut Dr. Loosen in Bernkastel an der Mittelmosel kommt bei seinen Kunden zum Verkosten virtuell vorbei. „Wenn Sie eine Flasche Dr. Loosen-Riesling in Ihrem Keller oder Kühlschrank haben, senden Sie mir einfach eine persönliche Nachricht. Dann werde ich die gleiche Flasche öffnen und auf Instagram Live von diesem Wein erzählen“, schreibt er in sozialen Netzwerken an Freunde und Kunden.

Die digitalen Angebote würden den Winzern helfen, Kontakt zu den Kunden aufrecht zu erhalten, sagt Schmitz vom Moselwein-Verein. Denn wegen der Corona-Krise wurden Weinmessen, Jahrgangspräsentationen und Frühlingsfeste seit Ende Februar reihenweise abgesagt. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens sorgten auch bei Winzern für erhebliche Absatzprobleme, berichtet er.

Nach Angaben des Deutschen Weininstituts gibt es aber auch „zarte Anzeichen“ dafür, dass im Einzelhandel derzeit eher mehr als weniger Wein gekauft wird. „Da sehen wir derzeit eher die Tendenz, noch mal eine Flasche mehr für Zuhause mitzunehmen“, sagt der Sprecher. Wie sich das künftig auswirke, bleibe abzuwarten.

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