Aurich

Düngestreit: Landvolk beklagt Mängel in Messnetz

| 02.04.2020 19:07 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Jede zweite Messstelle zur Beurteilung der Grundwasserqualität im Land weist laut eines Gutachtens schwere Mängel auf. Erschreckend, meint der Landwirtschaftliche Hauptverein für Ostfriesland – und erhebt eine Reihe von Forderungen.

Aurich. Das Landvolk Niedersachsen sieht sich in seiner Kritik an dem Messstellennetz zur Beurteilung der Grundwasserqualität bestärkt. Fast jede zweite Messstelle weist gravierende Mängel auf. Zu diesem Ergebnis kommt ein Fachgutachten des Büros Hydor Consult mit Sitz in Berlin. „Die Ergebnisse sind aus unserer Sicht erschreckend und bestärken uns in unserer Kritik am bisherigen System“, sagte der Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland (LHV), Manfred Tannen.

Gerade vor der großen Bedeutung, die dem Ergebnis jeder einzelnen Messstelle bei der Festlegung der Düngeauflagen in den sogenannten „roten Gebieten“ zukomme, müsse deren Aussagekraft absolut unangreifbar sein. „Die Landwirte müssen sich darauf verlassen können, dass schlechte Messstellenwerte auch valide sind“, betont der LHV-Präsident. Dem Messnetz komme eine Schlüsselfunktion im Rahmen des Wasserschutzes zu, die daraus abgeleiteten Maßnahmen zur landwirtschaftlichen Bewirtschaftung der Flächen müssen daher sehr sorgfältig begründet sein.

Gutachten spricht von bautechnischen Mängeln

Das Gutachten belegt Mängel an den bautechnischen Zuständen zahlreicher Messstellen, deren gesamtes Netz wird als wenig repräsentativ eingestuft und eignet sich somit nicht zur Festlegung der sogenannten „Roten Gebiete“. „Das Landvolk fordert eine grundlegende Überprüfung der Messstellen sowie einen Neuzuschnitt des gesamten Messnetzes und daraus resultierend eine fundierte Überarbeitung der Gebietsausweisung“, fasst Tannen die aus dem Gutachten resultierenden Forderungen des Landvolkes zusammen. „Die Ergebnisse des Fachgutachtes liefern uns gute Argumente für die Klage gegen die erneute Änderung der Düngeverordnung“, sagt Tannen.

Das Gutachten hat 41 Grundwasserkörper hinsichtlich ihres Zuschnittes mit den zugehörigen Typflächen oder Teilräumen analysiert. Es kommt zu dem Ergebnis, dass die geringe Dichte der Messstellen in den Grundwasserkörpern nicht repräsentativ ist. Die ausgewiesenen Messstellen bilden nicht die reale Landnutzung ab. Das unterirdische Fließverhalten des Grundwassers wird zudem bei der Abgrenzung der Grundwasserkörper nicht ausreichend beachtet.

Aussagen zur Nitratbelastung laut Untersuchung nicht möglich

648 Messstellen wurden auf ihre Qualität überprüft, parallel dazu die auf Grundlage dieser Messstellen beruhende Zustandsbeschreibung der Grundwasserkörper nach EU-Recht. 190 der 648 überprüften Messstellen weisen gravierende Mängel auf, beispielsweise in den bautechnischen Anforderungen. An weiteren 194 Messstellen belegt das Gutachten noch geringe Mängel. In 264 Fällen ist die Dokumentation der Ausbaupläne der Messstellen für eine Bewertung unzureichend, deshalb sind belastbare Aussagen zur Nitratbelastung dieser Messstellen nicht möglich.

Hydor hat dazu eine Vielzahl von Parametern entlang der Messstellen abgeprüft. Schließlich sieht das Fachgutachten nach einem Vergleich der Messstellennetze europäischer Nachbarländer und der Schweiz mit dem in Deutschland eine nachteilige Behandlung der deutschen Landwirte gegenüber den europäischen Kollegen.

LHV sucht Gespräch mit Minister

Das von der Hydor in der Verantwortung von Dr. Stephan Hannappel erarbeitete Gutachten haben 23 Kreisverbände im Landvolk Niedersachsen – darunter auch der LHV – in Zusammenarbeit mit der Landesgeschäftsstelle in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden Umweltminister Olaf Lies und Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast bereits vorab übermittelt.

Im Gespräch will das Landvolk seine Kritik gegenüber den beiden Ministern sowie dem NLWKN als zuständiger Fachbehörde erläutern. „Wir Landwirte stehen zu unserer Verantwortung für den Gewässerschutz“, sagt Tannen. Dazu müssten gesicherte, glaubhafte und präzise Daten vorliegen.

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