Berlin (dpa)

Inlandstourismus kann vielerorts wieder aufleben

| 25.05.2020 04:49 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Urlaub an der Nord- oder Ostsee, eine Städtetrip nach Berlin mit Übernachtung - das ist für Touristen aus dem Inland nun wieder möglich. Aber kommen die Gäste auch?

Hotels und Ferienwohnungen haben in einer Reihe von Bundesländern wieder geöffnet.

In Berlin und Brandenburg können Gäste seit heute wieder in Hotels und Ferienwohnungen übernachten, Mecklenburg-Vorpommern lässt Menschen aus anderen Bundesländern einreisen und auch in Niedersachsen haben Hotels wieder geöffnet. Zuvor hatten andere Länder bereits Lockerungen erlassen. In Bayern starteten Restaurants uns Biergärten wieder im Innenbereich.

Voraussetzung in der Corona-Pandemie ist, dass die Betreiber der Unterkünfte den vorgeschriebenen Mindestabstand und die Hygieneregeln sicherstellen können. So dürfen sich etwa die Gäste beim Frühstück vielerorts noch nicht wieder selbst am Buffet bedienen. Eine Maskenpflicht gibt es nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Brandenburg nicht. Reservierungen seien nicht vorgeschrieben, Hotels empfehlen das aber, denn mit Blick auf Pfingsten sind zahlreiche Herbergen gut gebucht.

Die Buchungen in Berliner Hotels ziehen wieder an, aber noch auf bescheidenem Niveau. „Die Auslastung über Pfingsten liegt zwischen 5 und 15 Prozent“, sagte Gerrit Buchhorn, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Berlin. Seit Mitte März lag die Auslastung laut der Angaben um die fünf Prozent. Ein knappes Drittel der Häuser hatte vorübergehend ganz dicht gemacht, einige seien immer noch zu. „Manche Hoteliers warten noch ab“, sagte Buchhorn. Die Berliner Hotellerie lebe rund zur Hälfte von Touristen aus dem Ausland. „Die fehlen noch.“

Auch in Brandenburg blieben viele Hotels noch geschlossen, sagte der Präsident des dortigen Dehoga, Olaf Schöpe, in einer ersten Einschätzung. Eine Öffnung zum jetzigen Zeitpunkt rechne sich für die großen Häuser häufig nicht. Nach Angaben des Tourismusverbandes Lausitzer Seenland läuft die dortige Buchungsmaschinerie hingegen auf Hochtouren. Wegen der coronabedingten Hygiene- und Abstandsregeln sei der Mehraufwand an Personal allerdings enorm. Der Tourismusverband biete deshalb auch viele verschiedene Tagestouren im Freien an.

In Mecklenburg-Vorpommern kamen derweil im Laufe des Tages die ersten Besucher aus anderen Bundesländern an, nachdem bereits seit vergangener Woche Gäste aus dem Bundesland selbst Hotels, Ferienwohnungen oder Campingplätze besuchen durften. Allerdings hat die Landesregierung eine Belegungsgrenze bei 60 Prozent sowie strenge Abstands- und Hygieneregelungen festgelegt. Der Campingverband Mecklenburg-Vorpommern rechnet damit, dass die Auslastung bis Pfingsten, dem traditionellen Start in die Saison, auf die von der Landesregierung erlaubte Grenze steigen werden. Einer Umfrage unter den Plätzen zufolge liegt die Auslastung aktuell bei 20 Prozent.

Die 60-Prozent-Grenze gilt auch für Hotels in Niedersachsen. Dort können Hotelgäste auch wieder auf die Ostfriesischen Inseln. Die vier zuständigen Landkreise werden entsprechende Allgemeinverfügungen veröffentlichen, wie Frieslands Landrat Sven Ambrosy (SPD) in Jever ankündigte. Sie sollen am Dienstag beziehungsweise Mittwoch in Kraft treten und auch eine Wiederbelegungsfrist für Ferienwohnungen vorsehen. Auf manchen Inseln mussten zur Corona-Eindämmung Unterkünfte bislang eine Woche gemietet werden - nun sind auch Belegungen von beispielsweise vier Tagen möglich.

Hotelgäste dürfen laut Ambrosy bereits schon jetzt anreisen, weil die Inselbürgermeister das erlaubt haben. Fährunternehmen seien informiert. „Tagestouristen sind ausgeschlossen, das heißt, man kommt nur auf die Inseln, wenn man eine Nacht als Übernachtungsnachweis belegen kann.“

Am Mittag kam auch auf der Ostsee-Insel Hiddensee die erste Fähre mit Touristen an. An Bord waren rund 150 Gäste, wie Kurdirektorin Vanessa Marx sagte. Der Tourismus müsse sehr überlegt, maßvoll und vorsichtig hochgefahren werden, um die bevorstehende Sommersaison nicht durch ein Infektionsgeschehen auf der Insel zu gefährden. „Dies wäre wirtschaftlich noch wesentlich schwieriger zu überleben als die vergangenen Wochen ohne Vermietungstourismus.“

Wie stark die Branche gelitten hat, zeigen etwa Zahlen aus Schleswig-Holstein. Wie das Statistikamt Nord am Montag berichtete, sank die Zahl der Übernachtungsgäste dort im Vorjahresvergleich um 53,5 Prozent auf 236.000. Bei den Übernachtungen gab es einen Rückgang um 44,2 Prozent auf 953.000.

Andernorts müssen einige Inlandsurlauber und Betreiber noch Geduld haben: In Sachsen-Anhalt können Hotels voraussichtlich ab dem 28. Mai Gäste aus anderen Bundesländern aufnehmen. In Baden-Württemberg können Ferienwohnungen derzeit öffnen, soweit eine Selbstversorgung möglich ist. Hotels dürfen vom 29. Mai an aufmachen. In Bayern öffnen die Unterkünfte erst ab 30. Mai.

Lockerungen sind dort aber nun für Gastronomen in Kraft getreten: Die Bayern können zurück in die Wirtshäuser. Nach den Außenbereichen vor einer Woche sind nun seit Montag auch die Innenräume der Gaststätten im Freistaat wieder geöffnet. „Wir sind zufrieden mit dem Start“, sagte der Landesgeschäftsführer des Dehoga Bayern, Thomas Geppert. Allerdings bleibe die Lage der Wirte schwierig.

In den Innenräumen gelten weitgehend die gleichen Regeln wie in der Außengastronomie - also unter anderem Mindestabstand, Maskenpflicht jenseits des Tisches und die Registrierung einer Person pro Besuchergruppe. In den Innenräumen darf bis 22.00 Uhr bewirtet werden. Auch für die Außenbereiche, die derzeit noch zwei Stunden früher schließen müssen, soll dies ab Pfingsten möglich sein, wie Ministerpräsident Markus Söder angekündigt hatte. Dies sei „extrem wichtig“, sagte Geppert - sowohl aus wirtschaftlicher Sicht als auch aus der des Infektionsschutzes.

Dennoch sind die Wirte nach wie vor in großer Sorge um ihre wirtschaftliche Existenz. Das geht aus einer Blitzumfrage des Dehoga Bayern hervor, an der sich rund 1700 Mitglieder beteiligten. Im Gesamtjahr 2020 erwarten die Wirte, im Schnitt 57 Prozent der geplanten Umsätze zu verlieren.

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