München (dpa)

Bayern siegt vor Barça-Gipfel - Lewandowski bereit für Messi

Christian Kunz und Wolfgang Müller, dpa
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Von Christian Kunz und Wolfgang Müller, dpa
| 08.08.2020 22:57 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Trotz des 3:0-Hinspielsieges hatten beim FC Bayern alle vor Übermut oder Leichtsinn gewarnt. Doch der Double-Sieger aus München beseitigte gegen den FC Chelsea schon früh mögliche Zweifel.

Doublesieger FC Bayern geht mit einer imposanten Erfolgsserie in das Viertelfinal-Spektakel gegen den FC Barcelona.

Durch das 4:1 (2:1) im Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea bejubelte der Fußball-Rekordmeister den achten Sieg im achten Spiel dieser Champions-League-Saison und geht als einer der großen Favoriten in das Finalturnier vom 12. bis 23. August in Lissabon - wo allerdings gleich eine hohe Hürde gegen Lionel Messi & Co. ansteht.

Ein knappes halbes Jahr nach dem 3:0 im Hinspiel stimmten sich die Münchner bei ihrem zweiten Neustart der Corona-Saison mit Toren von Robert Lewandowski (10. Minute/Foulelfmeter), Ivan Perisic (24.) und Corentin Tolisso (76.) auf das große Duell gegen Lional Messi & Co in Portugals Hauptstadt ein. Tammy Abraham (44.) traf für die Londoner.

Acht Jahre nach dem tränenreichen Finale dahoam gegen den damaligen Königsklassensieger gab es diesmal einen klaren Sieg - selbst nach der nur kurzen Vorbereitungszeit von knapp zwei Wochen. Bis zum Viertelfinale am 14. August ist zudem noch eine Woche Zeit.

Der Münchner Geister-Express ist weiter nicht zu stoppen und hat in in zwölf Spielen ohne Zuschauer während der Coronavirus-Pandemie zwölf Siege auf dem Konto. Weiter in Torlaune präsentiert sich Lewandowski, der mit seinem zwölften Wettbewerbstreffer nun bei 52 Tore in 44 Pflichtspielen mit den Bayern steht. Die Tore von Perisic und Tolisso bereitete der Pole vor - er ist bereit für das Superstar-Duell gegen Messi.

165 Tage nach dem Hinspiel wischten die Bayern schon früh mögliche Zweifel beiseite. „Der Mannschaft ist bewusst, dass sie eine Top-Leistung bringen muss. Wir müssen hellwach sein und die Partie hochkonzentriert angehen“, hatte Flick noch wenige Minuten vor dem Anpfiff im TV-Sender Sky gesagt - und seine Elf hielt sich daran.

Die Bayern begannen druckvoll und machten da weiter, wo sie vor der Verschnaufpause nach dem Bundesliga-Ende aufgehört hatten. Nach einem schönen Zuspiel von Serge Gnabry lief Lewandowski alleine auf Chelsea-Keeper Willy Caballero zu. Der 38-Jährige brachte den polnischen Nationalstürmer zu Fall, doch zunächst wurde eine mögliche Abseitsstellung Lewandowskis per Videobeweis überprüft.

Schließlich aber durfte er antreten und erzielte sein zwölftes Tor im laufenden Wettbewerb. Auf der ansonsten fast leeren Tribüne durfte sich Vorstandsmitglied Oliver Kahn entspannt zurücklehnen - erst recht, als wenig später Perisic erhöhte. Der Kroate ersetzte den angeschlagenen Außenstürmer Kingsley Coman und erhielt etwas überraschend den Vorzug vor dem Brasilianer Philippe Coutinho. Dieser wurde in der 64. Minute für den 2:0-Torschützen eingewechselt.

Vor dem Treffer erkämpfte sich Thomas Müller im Mittelfeld den Ball und lebte den Einsatz vor, den Flick gefordert hatte. Nach dem Zuspiel von Müller legte Lewandowski den Ball uneigennützig quer auf Perisic, der aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste.

Die ersatzgeschwächten Gäste von Trainer Frank Lampard, die unter anderem auf den verletzten Ex-Dortmunder Christian Pulisic verzichten mussten und bei denen der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger nur auf der Bank saß, boten eine insgesamt enttäuschende Vorstellung.

Zwar musste Bayern-Schlussmann Manuel Neuer in der 28. Minute erstmals den Ball aus dem Tor holen, doch vor dem Kunstschuss des einst von den Münchnern umworbenen Callum Hudson-Odoi stand Vorlagengeber Tammy Abraham knapp im Abseits.

Die Neuauflage des tränenreichen Endspiels von 2012, als die Bayern im Elfmeterschießen verloren hatten, entwickelte sich diesmal zu der von den Münchnern erhofften einseitigen Angelegenheit. Mit dem klaren Vorsprung im Rücken und der praktischen Gewissheit der Viertelfinal-Qualifikation dominierten die Gastgeber zwar weiter und ließen Chelsea wenig Raum, doch in der Spitze fehlte hin und wieder nach der Wettkampfpause etwas Präzision. Auch das mitunter (zu) zaghafte Auftreten in der Defensive nutzte der Gast aus London kurz vor der Pause. Neuer konnte einen Schuss von Hudson-Odoi nicht festhalten, Abraham schob aus vier Metern ins leere Tor ein.

Keine Mühe hatte Neuer dagegen nach dem Wiederanpfiff bei einem Schussversuch von Mason Mount aus spitzem Winkel (49.). Deutlich mehr Unruhe verursachte wenig später die Verletzung von Jérôme Boateng, der nach einer Rettungstat am Knie behandelt werden musste (57.), kurz weiterspielte, dann aber doch ausgewechselt wurde (63.). Für ihn kam Niklas Süle zum ersten Pflichtspiel seit dem 19. Oktober, als er sich den zweiten Kreuzbandriss seiner Karriere zugezogen hatte.

Durch weitere Wechsel (Alvaro Odriozola für Kimmich/70. und Tolisso für Thiago/71.) schien gerade ein wenig der Bayern-Rhythmus verloren zu gehen, als der Franzose Tolisso das 3:1 erzielte. Es war der 30. Bayern-Treffer in den ersten acht Champions-League-Spielen dieser Saison. Damit egalisierten sie den Rekord des FC Barcelona, der in der Saison 2011/12 nach acht Partien 30 Mal getroffen hatte. Und Lewandowski stellte schließlich sogar eine neue Bestmarke auf.

© dpa-infocom, dpa:200808-99-95355/3

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