Mainz (dpa)

Mainz trennt sich von Trainer Beierlorzer

Andreas Schirmer, dpa
|
Von Andreas Schirmer, dpa
| 28.09.2020 11:56 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Der FSV Mainz 05 hat Trainer Achim Beierlorzer beurlaubt und hofft damit auf das Ende der Krise. Beim Bundesligaspiel am Freitag beim 1. FC Union Berlin wird Co-Trainer Jan-Moritz Lichte auf der Bank sitzen - mit der eingeräumten Chance, eine Dauerlösung zu werden.

Nach einem Spieler-Aufstand und chaotischen Tagen hat sich der FSV Mainz 05 von Cheftrainer Achim Beierlorzer getrennt.

Mit der Entscheidung hofft der Bundesligist, die Krise zu beenden und „der Mannschaft kurzfristig und perspektivisch neue Impulse“ geben zu können, sagte Sportvorstand Rouven Schröder. Einen Tag zuvor hatte der FC Schalke 04 Trainer David Wagner beurlaubt.

„Ich bin enttäuscht über die Entscheidung des Vereins“, kommentierte Beierlorzer das Ende seines Jobs in Mainz. „Nichtsdestotrotz wünsche ich Mainz 05 und der Mannschaft für den weiteren Weg alles Gute.“ Dass es zu einer Trennung kommen würde, war schon nach dem 1:4 am Samstag gegen Aufsteiger VfB Stuttgart absehbar - nur Beierlorzer wollte es nicht wahrhaben, behauptete, das Verhältnis zur Mannschaft sei „konstruktiv“ und „intakt“. Angesichts der sich durch die zweite Niederlage sportlich zuspitzenden Krise hatte Schröder dem Coach den Schulterschluss schon vor der Pleite gegen Stuttgart verweigert.

In einem „sehr offenen und ehrlichen Gespräch“ habe man bei dem Krisengipfel Beierlorzer am Sonntag erläutert, warum man die Arbeit mit ihm nicht fortsetzen wolle, hieß es in einer Mitteilung. Allerdings hatte sich Vereinsboss Stefan Hofmann am Freitag zu Wort gemeldet und durchblicken lassen, dass Beierlorzer wohl auch Teil der Probleme und nicht unschuldig am Spielerstreik gewesen sei.

Die Profis hatten am Mittwoch die Teilnahme am Training aus Solidarität gegen die Degradierung und den Ausschluss von Stürmer Adam Szalai verweigert. „Zugegebenermaßen war unsere erste Kommunikation gegenüber Adam Szalai missverständlich“, sagte Hofmann. Der ungarische Nationalspieler ist anscheinend nicht nur wegen fehlender sportlicher Perspektive zur U23 ausgemustert worden, sondern weil er Beierlorzer angeblich offen kritisiert hatte.

Bis auf Weiteres wird der bisherige Assistent Jan-Moritz Lichte als Interimscoach fungieren. Er wird am Freitag beim Bundesligaspiel beim 1. FC Union Berlin auf der Bank sitzen - mit der Chance, sich als langfristige Lösung zu empfehlen. „Wir werden seine Entwicklung in unsere Entscheidung über die künftige Besetzung der Trainerposition einbeziehen und geben ihm und uns die nötige Zeit dafür“, sagte Schröder.

Nicht ausgeschlossen ist auch, dass als Nachfolger von Beierlorzer sein Vorgänger an den Bruchweg zurückkehrt. Für die durch die Corona-Krise finanziell klammen Mainzer wäre ein erneutes Engagement von Sandro Schwarz wohl eine Erwägung. Der Ex-Coach musste im November 2019 gehen, hatte aber noch einen Vertrag bis Sommer 2022. Seit seiner Ablösung war er bei keinem anderen Verein beschäftigt.

Beierlorzer hatte am 18. November 2019, nur wenige Tage nach der Trennung vom 1. FC Köln, den Cheftrainerjob von Schwarz in Mainz übernommen und einen Vertrag bis Juni 2022 unterschrieben. „Bei sachlicher und inhaltlicher Betrachtung ist Achim Beierlorzer ein typischer Trainer für Mainz 05“, sagte Schröder bei der Einstellung. Als Beierlorzer die Mainzer übernahm, standen sie nach elf Spieltagen auf Platz 16 und schafften mit ihm den Klassenverbleib.

Dass das Miteinander zwischen Trainer und Spieler schon länger gestört war, ist dem als Krisenmanager unglücklich agierenden Schröder offenbar nicht wirklich aufgefallen. Schließlich adressierte Clubchef Hofmann seine Mahnung, „durch eine bessere interne Kommunikation“ künftig solche Entwicklungen vorzubeugen.

© dpa-infocom, dpa:200928-99-739782/6

Ähnliche Artikel