Ostfriesland
Bildnis einer Häuptlingstochter landete bei Ebay
Das Porträt der Häuptlingstochter von der Burg Grimersum wurde auf der Versteigerungsplattform angeboten. Dann erwarb ein Emder Verein das Bildnis und lässt es nun restaurieren.
Emden - Sich mit einem Bildnis der Nachwelt zu überliefern, war schon im 16. Jahrhundert in höheren Gesellschaftskreisen üblich – auch in Ostfriesland. Viele dieser Porträts gingen im Laufe der Zeit verloren, einige sind erhalten geblieben und gelegentlich kann auch eines wiederentdeckt werden.
So ging es auch mit dem Porträt der Häuptlingstochter Tecla van Diepholt von der Burg Grimersum, das bei Ebay ersteigert wurde und nun im Emder Landesmuseum restauriert werden soll. Denn das Werk ist in einem schlechten Zustand, teilt der Emder Verein von „1820 die Kunst“ mit.
Historiker erkannte die Adlige
Der Verein war es auch, der das Bildnis nach einem Hinweis des niederländischen Historikers und Archivars Dr. Redmer Alma kaufte. Dieser staunte nicht schlecht, als er Anfang des Jahres bei der Versteigerungsplattform ein Bildnis einer Dame, das als ‚Renaissance-Porträt einer Adligen mit Wappen, wohl Protestantin aus Norddeutschland‘ angeboten wurde. Denn das aus kunsthistorischer Sicht wichtige Porträt von 1595 zeigt nach den Recherchen von Redmer Alma, Tecla van Diepholt, die Tochter von Jost und Moetke van Diepholt, geboren um 1547, gestorben am 12. Dezember 1611.
Für den niederländischen Mittelalterhistoriker, der ein profunder Kenner der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte in Friesland ist, war es beim genaueren Hinschauen keine große Schwierigkeit, die beiden Wappen zu bestimmen, die sich auf dem Gemälde befinden. „Nur selten kann man noch ein originales Porträt aus dieser späten Häuptlingszeit wiederentdecken, weshalb der Ankauf unbedingt gerechtfertigt war“, heißt es in der Mitteilung.
Dame in kostspieliger Kleidung
Wie Redmer Alma’s Recherchen zur Familiengeschichte ergeben haben, war Tecla die Tochter von Jost van Diepholt und Moetke Cirksena, der Tochter von Rudolph Cirksena, einem Neffen von Edzard dem Großen Cirksena. Tecla hatte noch sieben Geschwister. Sie heiratete vor 1569 Snelger Beninga, Häuptling zu Grimersum, legitimierter Sohn von Eggerick Beninga und seiner Konkubine Anna Feertmans, dem bekannten ostfriesischen Chronikschreiber, der 1580 starb. Das Paar lebte auf der Burg Grimersum.
Von einigen weiteren Familienmitgliedern haben sich den Angaben zufolge aus der Gemäldegalerie in Midlum Porträts erhalten, die heute im Groninger Museum bewahrt werden. „Alle diese Bildnisse geben uns eine gewisse Vorstellung von den Menschen in Ostfriesland vor 400 Jahren. Sie repräsentierten sich genauso wie ihre Freunde und Verwandten in den Nachbarländern“, so Dr. Annette Kanzenbach, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Ostfriesischen Landesmuseum Emden.