Meinung

Schlimme Häme gegen junge Klima-Demonstranten

Stephan Schmidt
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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 25.09.2021 11:03 Uhr | 2 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Eine Teilnehmerin des „Friday for Future“-Demonstrationszug in Aurich hält ein Plakat hoch. Die Jugendlichen demonstrierten für einen besseren Klimaschutz. Foto: Heino Herrmanns
Eine Teilnehmerin des „Friday for Future“-Demonstrationszug in Aurich hält ein Plakat hoch. Die Jugendlichen demonstrierten für einen besseren Klimaschutz. Foto: Heino Herrmanns
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Junge Leute demonstrierten am Freitag in Aurich für den Klimaschutz - und wurden mit schlimmer Häme überschüttet. Aber wer gegen protestierende Schüler poltert, gibt ein schlechtes Vorbild ab.

Es ist schlimm, mit welcher Häme die Klimademos am Freitag in Aurich und andernorts in Ostfriesland im Internet begleitet wurden. Insbesondere Kinder und Jugendliche, die sich daran beteiligten, wurden zum Teil rüde angegangen.

Ihnen wird pauschal Verlogenheit vorgeworfen: Wer sich von Mama und Papa mit dem Auto zum Sport oder zu Freunden bringen lasse, mit den Eltern in den Urlaub fliege, ein Handy oder eine Spielkonsole benutze, habe gefälligst still zu sein. Und das sind keine vereinzelten Stimmen.

Junge Leute fordern nur, was wissenschaftlich gesichert ist

Die jungen Menschen bekommen die volle Breitseite derjenigen ab, die Klimaschutz für übertrieben halten und sich fürchten, aus Kostengründen bald nicht mehr Super tanken zu können. Dabei wollen die jungen Leute nur das, was wissenschaftlich als gesichert gilt: Der menschengemachte Klimawandel muss gestoppt werden, sonst drohen weltweit riesige Schäden.

Selbst die USA, Klimasünder Nummer eins, teilen diese Ansicht und sind wieder dem Pariser Abkommen beigetreten. Alle Parteien in Deutschland haben sich übrigens das gleiche auf die Fahnen geschrieben wie die jungen Demonstranten. Bis auf die AfD.

Schlechtes Vorbild für die jungen Leute

Mit einer Sitzblockade unter anderem auf der Auricher Pferdemarkt-Kreuzung stoppten die Jugendlichen zeitweise den Verkehr. Foto: Heino Herrmanns
Mit einer Sitzblockade unter anderem auf der Auricher Pferdemarkt-Kreuzung stoppten die Jugendlichen zeitweise den Verkehr. Foto: Heino Herrmanns
Wer gegen protestierende Schüler poltert, gibt ein schlechtes Vorbild ab. Seine Überzeugungen öffentlich zu äußern, gehört zu den Grundpfeilern einer Demokratie, unabhängig vom Alter. Frühere Generationen demonstrierten gegen Aufrüstung, Atomkraft, gegen den Krieg am Golf oder Ausländerfeindlichkeit. Jetzt ist es das Klima. Laut den Wissenschaftlern ist das überfällig.

Wenn friedliche Demonstrationen eine solche Verachtung hervorrufen, sind wir weit gekommen. Wir sollten uns lieber darüber freuen, eine nicht mehr ganz so entpolitisierte Jugend zu haben.

„Saturdays for Future“ wären beeindruckender

Die Bewegung hat jedoch einen Konstruktionsfehler, seit Greta Thunberg das erste Mal den Unterricht schwänzte: Demonstrationen während der Schulzeit sind keine Streiks.

Die Teilnehmer setzen sich zwangsläufig einem Verdacht aus: Wer tauscht nicht gerne Unterricht gegen eine Demo? Viele folgen der Herde, ohne sich groß Gedanken zu machen. Oft sind auch die Lehrkräfte die Triebfedern, nicht die Schüler. Die Demos wären beeindruckender, wenn „Fridays for Future“ zu „Saturdays for Future“ werden würde.

@ Den Autor erreichen Sie unter stephan.schmidt@on-online.de

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